In den letzten Handelstagen des Jahres werden von institutionellen Anlegern schlecht gelaufene Werte ver- und Überflieger gekauft. Ziel dieses sogenannten „Window Dressing“ (zu Deutsch: „Aufhübschen des Schaufensters“) soll es sein, den Anteilseignern in der Jahresabschlussbilanz ein möglichst erfolgreiches Portfolio präsentieren zu können. Gemäß dieser weit verbreiteten Theorie könn(t)en Privatanleger davon profitieren, indem Sie vorher gut gelaufene Werte kaufen (welche dann von Nachkäufen der Profis profitieren).
Neben dem Window Dressing gibt es weitere, teils statistisch belegte, Alternativen, wie man von dem als besonders chancenreich geltenden Zeitraum um den Jahreswechsel profitieren könnte.
Im Detail:
Fonds:
(welche in punkto Window Dressing von Interesse sein könnten)
ETFs wie der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data (Wkn A2N6LC) oder der Echiquier Artificial Intelligence K (A2PD45), beide mit einer Jahresrendite 2023 von ca. 60%, könnten die Jahresabschluss-Bilanz eines Dachfondsmanagers in hellerem Licht erscheinen lassen. Aktiv gemanagte Fonds wie der DWS Artificial Intelligence (847414) oder der Allianz Global Artificial Intelligence (A2DKAR/U) waren fast ebenso erfolgreich.
Zu „künstlicher Intelligenz“ siehe auch die Blog Beiträge KI: aktiv gemanagte Fonds und KI: Themen-ETFs
Alle o.g. Fonds – und ebenso Aktien mit starkem Bezug zum Modethema „Artificial Intelligence“ – sind hochvolatil. Falls man auf das Window Dressing spekulieren will, sollte das Setzen von Stoppkursen obligatorisch sein.
Eine Alternative mit gegensätzlicher Strategie könnte das Platzieren von Abstauberlimits sein, um aussichtsreiche Fonds, welche im ablaufenden Jahr relativ schwach performten, einzusammeln. Langjährig erfolgreich Produkte wie z. B. der Fundsmith Equity, Comgest Growth World oder auch der FSSA Asia Focus -> Blog Beitrag zum Fonds blieben im Jahr 2023 hinter den Top-Ergebnissen von Wettbewerbern zurück. Grund dafür war, dass sie weniger stark auf Technologie und KI setzten. Sollte der eine oder andere institutionelle Anleger diese Fonds nicht in seiner Jahresendbilanz aufweisen wollen, könnte man möglicherweise einige Anteile über den Börsenhandel einsammeln.
DAX:
Auch ein simpler Dax-Etf kann, rein statistisch gesehen, gute Chancen bieten in der zweiten Dezember-Hälfte. Zitat aus einem Beitrag der tüchtigen Kollegen vom Wikifolio Blog „… Jahresendrallye … Zeitraum zwischen dem 20. Dezember und dem 5. Januar … In dieser Phase ist der DAX in der Vergangenheit fast immer gestiegen. Ob nun seit 1988 oder seit 1959, die „Erfolgsquote“ in dieser Phase liegt konstant bei Werten um 80 Prozent …“
Januar-Effekt:
Für positive Effekte am Jahresbeginn können Sparpläne, aber auch Bonuszahlungen für das abgelaufene Jahr sorgen. Eine Theorie lautet, dass US-Anleger im Dezember Verlustpositionen veräußern, um damit Steuerzahlungen bei gut gelaufenen Werten zu verringern. Dass durch die Verkäufe gewonnen Kapital kann dann Anfang Januar wieder neu investiert werden.
Nobelpreisträger Kenneth French veröffentlichte eine Untersuchung, in welcher er nachwies, dass Small Caps im Monat Januar nachweislich am besten performten. Lt. neueren Quellen galt dies jedoch für den Zeitraum 1927 – 2007. Seitdem ließ sich dieser Effekt nicht mehr nachweisen?!
Die sogenannte Santa-Claus-Rally wiederum charakterisiert den Zeitraum der letzten fünf Handelstage im Dezember und der ersten zwei Handelstage im nachfolgenden Januar als besonders aussichtsreich.
Biotech:
Statistisch betrachtet soll der Biotech-Sektor in der Vergangenheit in der Woche, in welcher die JPM Healthcare Conference stattfindet, in 85% aller Fälle besser performt haben als der S&P 500. Besagte Konferenz ist für das kommende Jahr auf den 8. bis 11.1.2024 terminiert.
Vola-Fonds:
Die vor ca. 1 Jahr hier im Blog vorgestellten Aquantum Active Range und Antecedo Independent> haben bislang gut abgeschnitten. Und dies trotz der in den letzten Monaten sinkendenden Volatilität.
Seit einigen Wochen wird an den Märkten nicht nur die Jahresendrally, sondern zuweilen sogar ein „Goldilocks-Szenario“ mit immer weiter steigenden Kursen thematisiert. Erfahrene Börsianer wissen aber, dass keine Rally ewig dauert und dass antizyklisches Investieren oft die besten Renditen bringt. Unter diesem Aspekt könnte man nun auch an einen Einstieg in Klassiker wie die Amundi-Fonds (Vola Europa und World) denken. Diese Anlageinstrumente profitieren von steigender Volatilität und können zudem zur Depotabsicherung beitragen. Ein schlechteres Börsenklima für 2024 wird z. Z. von einer ganzen Reihe von Experten, z. B. Fondsmanager-Legende Dr. Jens Ehrhardt und JPMorgans Staranalyst Marko Kolanovic, prognostiziert.
FAZIT:
Ob man als Privatanleger im Rahmen des Window Dressing den „schnellen Euro“ machen kann, ist nicht garantiert. Aber rein statistisch betrachtet, gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen (siehe oben), welche um den Jahreswechsel Chancen herum bieten.
Ob dies dann für den schnellen Euro reicht, oder eher unter dem Aspekt eines langfristigen Investments erfolgt, bleibt jedem Anleger selbst überlassen.