Fonds kauft man bei der Bank nebenan – oder im Supermarkt!?

Es war einmal im vergangenen Jahrhundert: wer Geld anlegen wollte, ging zur Bank nebenan. Und wollte man in Fondsanteile investieren, so konnte man fast ausschließlich die hauseigenen Produkte erwerben. Z.B. bei der Sparkasse die „guten“ Dekafonds. Selbige waren zwar fast nie besonders erfolgreich, was aber mangels Vergleichsmöglichkeiten nur den Wenigsten auffiel.

Für besagte Dekafonds zahlte der Kunde dann erst einmal um die 5% Ausgabeaufschlag – ein einmaliger Obolus beim Fondskauf. Hinzu kamen Depotgebühren und andere „Peanuts“. So wunderte sich mancher Kunde nach einigen Jahren, warum sein Depot immer noch im Minus war, obwohl der Fonds im Laufe der Zeit Gewinne erzielt hatten.  Leider waren die Gebühren aber recht üppig und fraßen einen beachtlichen Teil der schönen Rendite auf.

Mitte der 90iger Jahre hielt dann das Internet Einzug in Deutschland. Ein wenig später konnte der informierte Kunde über das Web kostengünstige Fonds verschiedener Gesellschaften in sein Online-Depot kaufen. Anfang des neuen Jahrtausends wurden dann Fondsplattformen, wie u. a. Ebase und die Frankfurter Fondsbank, gegründet. Der gut informierte Kunde brauchte von nun an nur noch über einen qualifizierten Vermittler ein Depot bei einer der Plattformen zu eröffnen, um die Vergünstigungen zu gelangen. Da zum Teil auch auf Depot- und andere Gebühren verzichtet wurde, war für Kapitalanleger nun sogar der Fondshandel komplett ohne Kosten möglich. Die Begeisterung in den einschlägigen Fondsforen im Internet war groß. Und der allgemeine Tenor lautete: ab jetzt nie wieder AA ! (AA oder A.A. ist der Fachjargon für Ausgabeaufschlag).

Obwohl seitdem viele Jahre vergangen sind, hat der „AA“ erstaunlicherweise immer noch nicht endgültig das Zeitliche gesegnet. So war auch in den letzten Jahren ab und an mal wieder sogar in Fachmedien davon zu lesen, dass beim Kauf von diesem oder jenem „nullachtfuffzehn“ Fonds ein Ausgabeaufschlag i.H.v. zu entrichten sei, oder dass der eine Fonds weniger als der andere an „AA“ kosten würde, etc. Sehr merkwürdig, dass sich die Möglichkeit eines weitgehend kostenfreien Fondshandels noch nicht einmal zu allen Fach(?)Journalisten herum gesprochen hat?! Anno 2021 erlebt der „AA“ dann sogar eine unverhoffte Renaissance: zwei bekannte Fondsgesellschaften warben damit, dass im Rahmen einer Sonderaktion ihre Fonds mit nur einem Teil des üblichen Ausgabeaufschlags erworben werden konnten?! Vermutlich zielte dieser Marketing-Gag auf jene, meist wenig versierte, Jung-Aktionäre und Neu-Anleger, welche im Rahmen des Corona-Lockdowns erste Schritte im Bereich Kapitalanleger unternommen haben.

Um die gut informierten Kunden gibt es Ende 2021 einen regen Wettbewerb unter den Vermittlern, Fondsplattformen und Banken. Manche Vermittler bieten Prämien für Neukunden an (z.B. 100 Euro pro 10000 Euro übertragenes Depotvolumen). Andere wiederum offerieren sogenannte „Cashbacks“. D. h., der Vermittler teilt mit dem Kunden einen Teil der Prämie, welche er von der  Fondsplattform/Bank erhält. Und andere wiederum bieten auch Fonds mit 100% Rabatt auf den Ausgabeaufschlag an, welche eigentlich nur für den  Erwerb durch institutionelle Anleger gedacht sind. So fiel mir kürzlich die Webseite eines Vermittlers auf, der damit warb, dass der Kunde bei ihm Anteile an fast 30000(!) Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag erwerben könne. Viel mehr zum Handel in D. zugelassene Fonds dürfte es auch nicht geben. Und die ganz wenigen, zu denen der  (gut informierte) Privatanleger heutzutage noch keinen Zugang hat, muss man auch nicht unbedingt im Depot haben.

Das Fachmagazin Boerse Online hat im November 2021 zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die Angebote verschiedener Vermittler getestet. Incl. des Services und den Konditionen bei den Fondsplattformen und Banken, mit denen diese kooperieren. Testsieger wurde dabei der Anbieter mit dem schönen  Namen „Fondssupermarkt“. Wobei wir dann wieder bei dem Eingangstext wären: „Fonds kauft man bei der Bank nebenan – oder im Supermarkt!?“

An dieser Stelle darf nicht der Hinweis fehlen, dass der obige Artikel keinerlei Werbung für besagten „Supermarkt“ oder andere der o. g. Anbieter darstellt. Wer im Internet nach den Begriffen „Fondsvermittler“ oder „Fondsplattformen“ sucht, wird noch diverse, hier nicht erwähnte, Dienstleister finden. Auch wird man leicht auf andere Magazine stoßen – z.B. „Test“ von der Stiftung Warentest – welche ebenfalls Fondsvermittler, Banken, Plattformen geprüft haben.

FAZIT: ob Bank, Fondsplattform oder Supermarkt kann im Internetzeitalter jeder interessierte Kapitalanleger selbst recherchieren und entscheiden. Aber: den AA zu zahlen braucht niemand mehr!

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