Inflationsindexierte Anleihen
Das Thema Inflation ist seit Monaten in den Medien omnipräsent. Dabei werden oft Sachwerte wie Immobilien, Gold, Edelsteine, etc. als Kapitalschutz bei inflationären Tendenzen empfohlen. Auch Aktien werden oft genannt. Neben dem allgemeinen Markt-Risiko gibt es aber diverse Feinheiten zu beachten. Z.B. verlieren Wachstums-Unternehmen meist überdurchschnittlich bei steigenden Inflationsraten und Zinsen. Und schaut man sich die Charts der 70iger und 80iger Jahre an, dass fällt auf, dass auch die großen Aktienindizes bei sehr hohen Inflationsraten (über ca. 5-6 Prozent) deutliche Einbußen erlitten.
Ungewiss ist auch, ob und wie schnell Leitzinserhöhungen der Notenbanken die Inflation werden eindämmen können. Ältere Börsianer werden sich vielleicht noch an den Sommer 2006 erinnern können, in welchem die US-Notenbank FED zum 17(!).Mal seit 2004 die Leitzinsen erhöhte. Trotzdem erreichte die Inflationsrate im Folgejahr fast die Marke von 6 Prozent. Aus dieser Erfahrung heraus kann man vermuten, dass auch die inzwischen angedachten 3-5 Leitzinserhöhungen im Jahr 2022 zuerst einmal wenig bewirken werden in punkto Inflationseindämmung.
Neben den o. g. Sachwerten stellen Inflationsindexierte Anleihen und Inflation Linked Bond Funds eine interessante. Alternative dar. Diese Rentenpapiere und Fonds sollen als Anti-Inflations-Baustein die Asset Allocation ergänzen und die Volatilität des Depots verringern. Und möglichst gegen Inflationsrisiken absichern, bzw. sogar von einer steigenden Teuerung profitieren.
Verzinsung und Tilgung von inflationsindexierte Anleihen sind durch die Kopplung an einen Verbraucherpreisindex vor Kaufkraftverlust geschützt. Daher wirkt sich eine steigende Inflationsrate positiv auf die Zinsen und die Rückzahlung am Ende der Laufzeit aus. Bei abnehmender Inflation – oder gar Deflation – fallen jedoch die Zinszahlungen geringer aus und der Anleger erleidet Verluste. Die Rückzahlung erfolgt bei infl. Bundesanleihen zum Nennwert. Bei anderen Emittenten ist dies nicht der Fall, so dass bei Endfälligkeit die Rückzahlung niedriger ausfällt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die sogenannte „Breakeven-Inflationsrate“. Vereinfacht ausgedrückt könnte man es so formulieren, dass der Kauf einer inflationsindexierten Anleihen dann sinnvoll ist, wenn man von einer zukünftig höheren Inflationsrate als z.Z. vom Markt eingepreist, ausgeht. Berücksichtigt werden muss aber auch noch die allgemeine Entwicklung am Rentenmarkt. So werden sich steigende Rendite negativ auf die Kursentwicklung einer inflationsgeschützten Anleihe auswirken. Dies kehrt sich um bei fallenden Renditen.
Die Auswahl an inländischen, inflationsindexierten Anleihen war im Jahr 2020 noch relativ überschaubar: es gab nur 4 Bonds der Bundesrep. Deutschland. Das Angebot auf globaler und europäischer Ebene basierte vor allem auf Inflation Linked Bonds der USA, GB, Italien und Frankreichs. Seitdem gab es eine ganze Reihe von Neuemissionen. Aber weiterhin ist es für den Privatanleger schwierig, eine geeignete Anleihe unter Berücksichtigung aller o. g. Gesichtspunkte zu finden. Deswegen sollte auch in diesem Bereich ein breit streuender Fonds die bessere Alternative sein.
Bei den Inflation Linked Bond Funds gibt es inzwischen ein größeres Angebot. Auch hier gibt es jedoch verschiedene Kategorien von Fonds und es sind einige Feinheiten zu beachten. Interessant erscheinen ETFs, welche Zugang zur sogenannten Breakeven-Inflation bieten. Diese und andere Anlageprodukte werden in Teil 2 besprochen.
Details zu inflationsindexierten Anleihen:
US-Inflationserwartungen (Uni Michigan)
Prof. Zechner von der WU Wien geht davon aus, dass die z.Zt. höheren Inflationsraten nur von temporären Effekten verursacht werden. Diese würden rasch wieder abflauen.
Was zu einer Erhöhung der längerfristigen Inflationserwartungen führen könnte siehe
https://www.wu.ac.at/other/zukunftsperspektiven-nach-der-coronakrise-1/corona-qa-details/detail/ist-der-rasche-inflationsanstieg-nur-voruebergehend