In den Finanzmedien werden regelmäßig die Vor- und Nachteile von Value- und Growth-Fonds thematisiert. Blend-Fonds, welche das Beste aus diesen beiden Welten zu vereinen versuchen, führen hingegen eher ein Schattendasein.
Dabei gibt es gerade in diesem Bereich einige herausragende Fonds. Wie z. B. den nachfolgend porträtierten Wellington Global Stewards.
Vergleiche und Charts:
es bietet sich eine Gegenüberstellung des Wellingtons mit zwei (besonders) erfolgreichen Vertretern der Kategorien „Growth“ und „Value“ an:
CT (Lux) Global Focus – ZEP EUR, WKN A2ALXA. Der weltweit anlegende Threadneedle-Fonds wird seit vielen Jahren von Dave Dudding gemanagt. Er ist über diverse Zeiträume einer der erfolgreichsten, global investierenden Aktienfonds mit einer Growth-Strategie. Die TER dieser Tranche beträgt 0,9%. Handelbar z. B. über die FFB. Lt. letztem Factsheet waren 75% in den USA und 45% in IT investiert.
IShares Edge MSCI World Value, WKN A12ATG. Die TER dieses ETF beträgt 0,3%. Zuletzt waren 36% in den USA und 24% in Japan investiert. Etwas überraschend sind auch in diesem Value-Fonds die Technologiewerte mit ca. 22% Anteil die größte Branche. Allerdings nicht die trendigen Magnificient 7, sondern mit Cisco, Intel und Qualcomm „alteingesessene“ Vertreter der Branche.
WELLINGTON GLOBAL STEWARDS Usd N ACC, WKN A2PD10, TER 1,15%. Handelbar u. a. über FFB und FODB. Lt. Factsheet bei Wellington waren zuletzt ungefähr 52% in Nordamerika und 33% in Europa investiert. Letzteres bedeutet eine erhebliche Übergewichtung zum Vergleichsindex MSCI ACWI. Finanzen waren mit ca. 20% die Branche mit dem größten Anteil, gefolgt von IT. Wie es sich für einen Blend-Fonds gehört, stammen die beiden größten Einzel-Positionen aus unterschiedlichen Bereichen: Microsoft (Growth), Deere & Co (Value). Wobei man Microsoft inzwischen wohl beiden Kategorien zuordnen könnte. Die Cisco-Aktie gehört beim IShares Msci World Value und beim Wellington jeweils zu den 10 größten Pos. Hingegen findet man die Visa-Aktie sowohl beim growthlastigen Threadneedle, als auch beim Wellington.
Gut erkennbar, dass der Wellington über diese Zeitspanne (mit einer überdurchschnittlich starken Performance von Technologie-Aktien) gut mit dem auf Growth-Werte fixierten Threadneedle-Fonds mithalten konnte. Die aktuell etwas geringere Perf. über den 5-Jahres-Zeitraum überkompensiert der Wellington mit besserer Sharpe-Ration, geringeren Drawdowns und niedrigerer Vola.
Hier zeigt sich besonders gut die Stärke dieses Blend-Fonds: im schwachen Börsenjahr 2022 konnten die Verluste im Vergleich zu dem Growth-Fonds deutlich minimiert werden. Und der Wellington zeigte seine defensiven Stärken und performte fast parallel zu dem reinrassigen Value-Fonds.
Strategie:
Zitat von Wellington :
„… investiert der Fonds weltweit in Aktien von Unternehmen, die innerhalb ihrer Vergleichsgruppe hohe Kapitalrenditen generieren und deren Managementteams und Führungsgremien herausragende Stewardship-Aktivitäten an den Tag legen, um die Nachhaltigkeit dieser Renditeentwicklung zu gewährleisten. Der Begriff Stewardship bezieht sich nach Definition des Fonds darauf, wie Unternehmen die Interessen aller Stakeholder (Kunden, Mitarbeiter, gesellschaftliches Umfeld und Lieferketten) beim Streben nach Gewinn berücksichtigen und wie sie wesentliche Chancen und Risiken im Bereich ESG (Umwelt, Soziales und/oder Governance) in ihre Unternehmensstrategie integrieren. ..
Unseres Erachtens ist Stewardship eine häufig übersehene Quelle für Wettbewerbsvorteile und langfristige Erträge, die sich danach beurteilen lässt, wie erfolgreich Unternehmen in Menschen investieren … und eine nachhaltige Gewinnentwicklung erreichen, um sich einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil zu erarbeiten…
1. LANGFRISTIGER ZEITHORIZONT
Wir beabsichtigen, Titel mehr als zehn Jahre zu halten, da
unserer Ansicht nach die potenzielle Performance umso
mehr von außergewöhnlichen Stewardship-Qualitäten
profitiert, je länger die Haltedauer ist.
2. HOCH SELEKTIV
Wir wählen 35-45 Titel aus, die unsere hohen Standards für
die finanzielle Performance und Stewardship erfüllen …“
Facts:
WELLINGTON ist lt. eigener Aussage einer der weltweit größten Vermögensverwalter in Privatbesitz. Von Walter Morgan gegründet, residiert die Company seit 1928 in Boston. Als vermutlich größter Sub-Advisor Nordamerikas werden Fonds u.a. für JP Morgan, Fidelity und Vanguard gemanagt. Die Stammklientel stammt aus dem institutionellen Bereich.
Angaben aus dem Factsheet 5/24 des W. G. S. bei Wellington :
Fondsmanager Mark Mandel, Yolanda Courtines, Samuel Cox
Auflage Jan. 2019
Volumen 2,1 Mrd US$ (2022 ca. 200 Mill. Euro, für 2023 wurden hohe Zuflüsse von über 1,7 Mrd erwähnt)
Beta (3 Jahre) 0,95
Umschlag 30%
Racking-Risiko (3 J., annualisiert): 4,4%
(der Begriff „Racking-Risiko“ wird anscheinend nur von Wellington benutzt (anstelle von Tracking Error). Selbst zwei von mir befragte KI´s konnten nichts mit „Racking-Risiko“ anfangen. Erst die dritte(!) KI konnte Licht ins Dunkel bringen)
SummaryRiskIndicator = 4, Stand 29.5.24 lt. Webseite Wellington
Auch im Factsheet wird ein Gesamtrisikoindikator von 4 (auf einer Skala von 1 bis 7) genannt
Weitere Kennzahlen:
Sharpe-Ratio 3 Jahre: 0,50
Sharpe-Ratio 5 Jahre: 0,76
MDD 3J: -10,90%; MDD 5J: -30,5% (während des Corona-Crash Feb./März 2020)
Quelle: Onvista
Capture-Ratio UP: 92,79
Capture-Risiko Down: 95,96
Batting Average: 50%
Quelle: finanzen.net
(Qualitative) Ratings:
hier führt der Wellington bislang eher ein Schattendasein.
So erhielt der, in der Kategorie „Large Cap Blend“ eingeordnete, Fonds im Mai 2024 von Morningstar nur ein „Bronze“. Allerdings handelt es sich dabei um eines der Ratings, welche mit „Autogenerated“ gekennzeichnet sind. Nach meinen bisherigen Eindrücken haben diese Ratings weit weniger Aussagekraft als jene, welche mit dem Namen eines Analysten gekennzeichnet sind. (Der im obigen Vergleich genannte Threadneedle Global Focus verfügt übrigens über ein Morningstar Analyst-Rating „Gold“).
Grund für die Einstufung „Bronze“ im Autogen-Rating ist offenbar die Einschätzung von Morningstar „Process = Average“
Auch im Scopeexplorer (Peergroup Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt) reicht es für den „Steward“ nur zu einem B. Wobei dies, im Vergleich zu den „A“ gerateten Fonds, nicht so recht nachvollziehbar ist. Auch nicht anhand der im „Scope Mutual Fund Rating“ beschriebenen Methodik.
Dachfonds:
in welchen der Wellington Global Stewards zuletzt enthalten war: Erste Asset Management „Best of World“, Raiffeisen „Active Aktien“, Generali „Responsible …“, div. Sauren-Fonds wie z. B. „Global Balanced“, „Nachhaltig Ausgewogen“ u. a.
Artikel in der Fachpresse:
lobend erwähnt wurde der Fonds im Juni 2023 bei Fundresearch Zitat „… Artikel 9-Aktienfonds … mit der besten 3-Jahres-Sharpe Ratio enthält. Am besten abgeschnitten hat in den vergangenen drei Jahren der Wellington Global Stewards Fund…“. Im Juli 2024 erfolgte dann die Auszeichnung mit der Fondsnote 1.
Zitate aus einem längeren Interview mit Fondsmanagerin Yolanda Coutrines bei Fundresearch: „… versuchen niemals Märkte zu timen … möchten in jedem unserer sechs sogenannten Supersektoren … Outperformance erzielen … einzig und allein durch unsere Aktienselektion. …
Bei einer Beta-Rally könnten wir natürlich Probleme haben, denn wir sind ein Low-Beta-Fonds … zeichnet den Fonds aus, dass die Portfoliounternehmen eine hohe Resilienz und Anpassungsfähigkeit aufweisen …
Fazit:
In den mehr als 5 Jahren seit seiner Auflage erzielte der Wellington Global Stewards beeindruckende Ergebnisse. Dies belegen nicht nur Performance und Sharpe-Ratio, sondern auch noch diverse, andere Kennzahlen.
Der sehr langfristige Anlagehorizont, das konzentrierte Portfolio und ein sehr erfahrenes Fondsmanagement deuten darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte des Fonds auch in Zukunft weitergehen könnte.
Wie in der Vergangenheit (Vergleiche s. o.), scheint auch weiterhin ein erfolgreicher Spagat zwischen Growth und Value möglich zu sein.
Zu beachten ist das recht schnell gestiegene Fondsvolumen. Was in Anbetracht des Large-Cap-Anlageuniversums und der größten Positionen wie u. a. Microsoft aktuell noch kein Problem zu sein scheint. Das allgemeine Marktrisiko, in Anbetracht geopolitischer Risiken und teilweise hochbewerteten Aktienmärkten, sollte aber auch in diesem Fall nicht außer Acht gelassen werden.