In den letzten Jahren gewannen ETFs (Exchange Traded Funds) zunehmend Marktanteile auf Kosten von aktiv gemanagten Fonds.
Argumente wie „ETFs sind kostengünstiger“ und „die meisten aktiv gemanagten Fonds schlagen nicht die Benchmark“ werden von der ETF-Industrie häufig vorgebracht. Und von einem Großteil der Finanzmedien gebetsmühlenartig wiederholt.
Allerdings scheint im Anleihen-Bereich in jüngster Zeit ein Umdenken stattgefunden zu haben.
Was gegen passive Anlageinstrumente im Anleihen-Bereich spricht:
- Klumpenrisiken: bedingt durch die Ausrichtung nach Marktkapitalisierung investieren ETFs oft in die größten, nicht aber unbedingt in die besten Schuldner. Beispielsweise haben Emittenten wie Argentinien ein hohes Gewicht in manchen Anleiheindizes, wodurch Klumpenrisiken entstehen. Bei aktiv gemanagten Fonds ist dies vermeidbar, weil sie flexibler reagieren können. Auch spielen regulatorische Vorgaben eine Rolle.
- Ungünstige Allokation: Ein anderes Beispiel für eine problematische Allokation ist das stark verschuldete Japan. Dessen nationales Zinsniveau lag in den letzten Jahrzehnten unter einem Prozent. Dadurch fiel der Ertrag für Anleger bei ETFs mit hohem Nippon-Anteil entsprechend niedrig aus.
- Primärmarkt: Der Renditeunterschied zwischen aktiven Fonds und ETFs lässt sich zum Teil auch dadurch erklären, dass ETFs nicht am Primärmarkt teilnehmen können
- Institutionelle Tranchen: Häufig bleibt in den Finanzmedien unerwähnt, dass gut informierte Privatanleger über Fondsplattformen in kostengünstige Tranchen investieren können. Welche eigentlich für institutionelle Anleger gedacht sind und Kostenvorteile von teilweise über 1 Prozent p. a. gegenüber den Retail-Tranchen bieten. Siehe auch: Fonds kauft man bei der Bank nebenan oder im Supermarkt
Der nachfolgende Chartvergleich beinhaltet Produkte, welche global in Anleihen investieren und nicht währungsgesichert sind. Ebenso wenig gelten Beschränkungen bei Laufzeit oder Rating.
- der FvS Bond Opp. gehört seit vielen Jahren zu den Top-Produkten unter den aktiv gemanagten Anleihenfonds. Er ist auch in diversen Dachfonds enthalten, genießt also viel Vertrauen bei prof. Anlegern. Am günstigsten ist die Tranche A2AQKH mit lfd. Kosten von nur 0,53%. Hier wird bei verschiedenen Quellen eine Mindestanlagesumme von 1 Mio. Euro genannt. Bei meiner Überprüfung war aber bei der FFB ein Erwerb von Anteilen mit einer wesentlich niedrigeren Summe möglich.
- DJE Zins Global, I-Tranche mit der WKN 164320 ist einer der absoluten Klassikern in diesem Fondssegment. Div. Quellen geben die lfd. Kosten mit 1,49% an.
- SPDR Bloomberg Aggregate Bond ist ein ETF, der auch von vielen Robo-Advisorn eingesetzt wird. Wkn A1JJTK, TER = 0,10%
- Der JPMorgan Global Aggregate Bond (A0DP7Z, TER 0,30%) gehört zu den in letzter Zeit häufig thematisierten „aktiven ETFs“. Siehe u. a. JPMorgan zu aktiven ETFs und JustEtf
Ergänzende Anmerkung: zu den Unterschieden bezgl. der Unterschiede von“ lfd. Kosten“ und „TER“ siehe z. B. https://finpension.ch/de/3a/faq/unterschied-ter-und-laufende-kosten/
Dieser 5-Jahres-Zeitraum beinhaltet die Phase 2022/2023 mit den höchsten Verlusten im Anleihen-Sektor seit Jahrzehnten. Der Corona-Crash im März 2000 musste gleichfalls überstanden werden. Das fast nahtlose Umswitchen in den Hausse-Modus ab April 2020 und im Spätherbst 2023 stellte ebenfalls eine enorme Hürde für alle Investoren dar.
Über diesen Zeitraum von einem halben Jahrzehnt schnitt letztlich der FvS Bond Opp am besten ab in punkto Performance. Allerdings erlitt dieser Fonds auch die stärksten Kurseinbrüche im März 2020, sowie von August 2021 bis Okt. 2022. Hier hätte man von einem renommierten Fondsmanagement eine bessere Absicherung erwarten können. Auf der anderen Seite ist es aber auch bemerkenswert, dass der Fonds in der aktuellen Aufschwungphase die beiden ETFs deutlich abhängen konnte.
Etwas weniger Performance, dafür aber auch eine niedrigere Vola und deutlich geringere Drawdowns wies der DJE Zins Global von Altmeister Dr. Jens Ehrhardt auf.
Der „aktive ETF“ von JPMorgan erreichte über diesen 5-Jahres-Zeitraum nur eine rote Null. Ein enttäuschendes Ergebnis, wenn man bedenkt, wie sehr diese Fondsgattung in den letzten Jahren angepriesen wurde. Und dass die Expertise von JPMorgan für dieses Produkt genutzt wird.
Schlusslicht in diesem Chartvergleich war der „herkömmliche“ ETF von SPDR. Die möglichen Ursachen s. o.
Fazit:
In dem schwierigen Umfeld der letzten Jahre für Anleihen hatten alle Fondsgattungen Probleme. Sowohl aktiv gemanagte Rentenfonds, wie ETFs und auch die zuletzt häufig herausgestellten „aktiven ETFs“. Zieht man aber auch die o. g. Argumente gegen passive Anlageinstrumente in diesem Sektor in Betracht, so scheint es fraglich, ob ETFs hier wirklich der Weisheit letzter Schluss sein können. Letztlich ist der Anleger nicht nur an niedrigen Gebühren, sondern in erster Linie an einer positiven Performance interessiert.