Klassiker, Flagship-Funds und Aktiv gegen Passiv

Aktienfonds sollten bekanntlich eine langfristige Anlage darstellen. In den meisten Verkaufsprospekten wird eine Haltedauer von mindestens 5 Jahren empfohlen.

Der Jahreswechsel stellt einen guten Anlass dar, um einmal nachzurechnen, welche Ergebnisse mit einem Investment in renommierte Aktienfonds (oder den Msci World) über den Zeitraum der letzten 25 Jahre möglich gewesen wäre. Und wie sich das Duell „aktiv gegen passiv“ über ein Vierteljahrhundert gestaltete:

Hätte man vor 25 Jahren die Experten im legendären Fondscheck-Forum gefragt, welche global investierenden Aktienfonds sie unter langfristigen Aspekten empfehlen würden, wären wohl folgende Produkte genannt worden:

Templeton Growth (WKN 971025): Die Fondsmanager-Legenden John Templeton und Mark Holowesko erzielten im 20. Jahrhundert herausragende Ergebnisse mit dem „TGF“.

DWS Vermögensbildungsfonds (WKN 847652, Flagship-Fund und auch als „DWS I“ bekannt). Ein von Klaus Kaldemorgen gemanagter Aktienfonds mit überragender Performance Ende der 90iger Jahre.

WM Aktien UI (979075, Wolfgang Mayr), BB Lingohr (977479, Frank Lingohr), Acatis Aktien UI (978174, Hendrik Leber), GAF Major Markets (972580, Michael Keppler): herausragende Fonds kleinerer Gesellschaften.

Der DWS Akkumula (847402), die etwas defensivere Alternative zum o. g. DWS Vermögensbildungsfonds wäre wohl auch erwähnt worden.

UniGlobal (849105), der Flagship-Fund der Union Investment.

Ein Investment in den Msci World war Anfang 2000 in D. noch nicht möglich. Erst in 2009 kam der erste ETF (Ishares) auf den deutschen Markt. In den USA hätte ein Anleger aber bereits ab 1996 in einen ETF (SPDR) auf den Msci World investieren können. Daher wird der Index auch in den nachfolgenden Charts mit berücksichtigt.

 

Charts:

klassiker 010100-311203

Der erste Chart beginnt am 1.1.2000 und endet 4 Jahre später

Er dokumentiert, dass selbst renommierte Fondsmanager in einer Baisse hohe Verluste erleiden können. Der MSCI World schnitt in dieser Phase noch schlechter ab als die aktiv gemanagten Fonds. Am Tiefpunkt der Dotcom-Baisse, im März 2003, waren die Fonds mit über 20% (Templeton Growth) bis fast 50% (Msci World) ins Minus gerutscht. Am Jahresende erreichte der seinerzeit erfolgreichste Fonds, der WM Aktien, immerhin schon wieder ein Plus von fast 20% im Vergleich mit dem Ausgangswert.

 

klassiker 010100-310309

Der zweite Chart geht über 10 Jahre, auch beginnend am 1.1.2000

Am Tiefpunkt der Finanzkrise waren die Fonds größtenteils mit über 50% Minus abgestürzt. Am Jahresende lagen dann Lingohr, Acatis und GAF MM vorne. Der ETF auf den MSCI World zierte immer noch das Tabellenende. Nur knapp davor der TGF (Templeton Growth Fund). Dessen Ergebnisse standen damals schon im krassen Gegensatz  zu der überaus positiven Darstellung des Fonds und seines Managers Murchinson in einigen Medien.

 

klassiker 010100-311224

Der letzte Chart umfasst den vollen Zeitraum von 25 Jahren, vom 1.1.2000 bis zum 31.12.2024

Performance-Sieger über diesen langen Zeitraum ist der Acatis Aktien Global. (Facts siehe Acatis). Ein Fonds, der in den letzten Jahren in den Finanzmedien eher ein Schattendasein führte. Viel häufiger stand der, ebenfalls von Hendrik Leber, gemanagte und deutlich volatilere, Acatis Datini im Mittelpunkt. Platz 2 gebührt dem Uni Global, gefolgt vom Msci World. Jener holte in den letzten Jahren enorm auf und profitierte von der Hausse der Magnificient 7.

Abgeschlagenes Schlusslicht ist der Templeton Growth. Ob es an den Fondsmanagern oder der  (nicht mehr zeitgemäßen?) Anlagestrategie lag, lässt sich gar nicht so genau ermitteln. Die Ergebnisse sind jedenfalls seit vielen Jahren schwach. Was sich aber nicht unbedingt in der Berichterstattung der Medien wieder gespiegelt  hat …

Der WM Aktien performte später nicht mehr so herausragend wie im ersten Jahrzehnt. Und der leider viel zu früh verstorbene Frank Lingohr konnte seinen Erfolgsfonds nur über einen Teil der Strecke begleiten.

 

Fazit:

  1. Bei einer Investition in Aktienfonds ist ein (sehr) langfristiger Anlagehorizont wichtig. Bei kürzeren Zeiträumen sind enorme Gewinne ebenso möglich wie hohe Verluste. Anleger, die „zufällig“ vor Beginn der Dotcom-Baisse oder der Finanzkrise eingestiegen waren und dann nach 1 oder 2 schlechten Jahren entmutigt verkauften, erlitten gravierende Verluste. Je länger hingegen der Investitionszeitraum ist, desto mehr nivellieren sich die Ergebnisse und der Einstiegszeitpunkt wird weniger wichtig.
  2. Aktiv gegen passiv: aufgrund der hohen Gewichtung der Big-Tech-Werte war der Msci-World in den vergangenen Jahren eine Erfolgsstory. Und geriet in den Mittelpunkt der Medien-Berichterstattung und des Anlagerinteresses. Ein krasser Gegensatz zum Ende des 2000er-Jahrzehnts: nach Jahren der Underperformance hätte seinerzeit kaum jemand ein passives Investment in den Weltaktien-Index erwogen. Die obigen drei Charts dokumentieren eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Zwischenergebnisse im ewigen Duell „aktiv gegen passiv“ waren. Wer anno 2025 ausschließlich in einen Msci-World-ETF investieren will, möge sich vor allem die beiden obersten Charts genau anschauen.
  3. Modefonds und gehypte Produkte: wer Anfang 2000 in den seinerzeit populärsten Fonds, den Templeton Growth, investiert hätte, wäre bitter enttäuscht worden: langfristig schneidet der TGF im obigen Vergleich am schlechtesten ab. Auch der seinerzeit fast ebenso häufig propagierte DWS Vermögensbildungsfonds konnte nicht überzeugen. Er wurde von seinem „kleinen Bruder“ dem DWS Akkumula auf Sicht von 25 Jahren outperformt. Alles in allem wieder mal ein Beleg davor, dass man nicht (nur) in gehypte Produkte und von Medien empfohlenen Fonds investieren sollte. Besonders dann nicht, wenn Jahres-, oder gar Monats-Performance-Rennlisten die Basis dieser Empfehlungen bilden. Viel solider ist es, das Kapital über eine Mehrzahl von aussichtsreichen Fonds oder Etfs zu verteilen. Stichworte „Markowitz“ und „nicht alle Eier in einen Korb“.
  4. Letztlich muss noch erwähnt werden, dass Investitionen in Aktien(fonds) auch langfristig mit Risiken verbunden sind. Und es keine Garantie für zukünftige Gewinne gibt. Beispiel: japanischer Nikkei-Index. Es dauerte mehr als 30 Jahre bis das AllTimeHigh von 1990 wieder erreicht wurde.

 

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