In letzter Zeit wurde häufig über eine noch stärkere Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro spekuliert. Manche Experten ziehen dabei sogar Parallelen zum historischen Plaza-Abkommen von 1985. Seinerzeit verlor der Dollar innerhalb von zwei Jahren rund 50 % an Wert gegenüber anderen wichtigen Währungen.
Für Anleger in Fonds oder Etfs mit US-Aktien könnte eine solche Entwicklung schmerzhafte Auswirkungen haben. Grund genug, um sich näher mit dem Thema Währungsabsicherung bei Fondsinvestments auseinanderzusetzen.
Hintergrund und Expertenstimmen
US-Dollar unter Druck: Was Analysten jetzt erwarten
In den letzten Wochen mehren sich die Warnungen vor einer möglichen Dollar-Schwäche. Analysten großer Banken prognostizieren einen langanhaltenden Abwärtstrend.
Deutsche Bank Research:
„Die Voraussetzungen für einen starken Abwärtstrend des Dollar sind nun gegeben. […] Unsere EUR/USD-Prognose geht davon aus, dass der Dollar in einen langwierigen Abwärtszyklus eintritt.“
Prognose: Euro bei 1,30 USD bis Ende 2027 (zuletzt erreicht 2014).
Quelle: Finanzmarktwelt
Commerzbank (Ulrich Leuchtmann):
„Die USA könnten andere Länder mithilfe von Strafzöllen zur Akzeptanz einer schwächeren US-Währung zwingen. Die übrigen G7-Staaten stünden vor der Wahl: Strafzölle akzeptieren oder eine für sie unangemessene Geldpolitik betreiben.“
Quelle: SG-Zertifikate
Goldman Sachs (Jan Hatzius):
„Der Dollar ist – inflationsbereinigt – historisch überbewertet. Vergleichbare Phasen in den 1980ern und frühen 2000ern endeten mit einer Abwertung von 25–30 %.“
Quelle: Marketwatch
Plaza-Abkommen 1985 vs. Mar-a-Lago-Accord?
Historische Parallelen zur Situation in den 1980er-Jahren lassen aufhorchen. Damals halbierte sich der Dollar binnen zwei Jahren.
Rückblick: Das Plaza-Abkommen 1985
- US-Präsident Ronald Reagan
- Starkes Handelsbilanzdefizit, besonders mit Japan und Deutschland
- Extrem starker US-Dollar → erschwerte US-Exporte
- Ziel des Abkommens: Koordinierte Intervention zur Dollar-Abwertung
- Ergebnis: Dollar-Verlust von ca. 50 % in nur zwei Jahren
Aktuelle Lage: Kommt ein „Mar-a-Lago-Accord“?
- Erneut starkes Handelsdefizit
- Präsident Trump fordert explizit einen schwächeren Dollar
- Agiert mit Strafzöllen zur Durchsetzung seiner Handelsagenda
Mögliche Strategie für Anleger: Währungsgesicherte Anteilsklassen (Eur-hedged)
Eine Reihe von Fondsgesellschaften bieten währungsgesicherte Anteilsklassen an. Welche sich aber nur unter bestimmten Bedingungen lohnen. Erkennbar sind diese Tranchen an Zusätzen wie “EUR hedged”, “Euro H” oder “währungsgesichert”. Genutzt werden Termingeschäfte (Forwards oder Futures), um das Währungsrisiko zu neutralisieren.
Kosten der Absicherung:
- Entstehen durch die Zinsdifferenz zwischen US-Dollar und Euro
- Mitte April 2025:
- Euro-Zinssatz (€STR): ca. 2,42 %
- US-Zinssätze (Fed Funds, SOFR): ca. 4,33–4,36 %
- Differenz = ca. 1,91–1,94 % jährlich
- Diese Kosten verringern die Rendite der EUR-hedged Tranchen zusätzlich zur meist höheren TER.
Beispiel: CT (Lux) Global Focus von Threadneedle
- Ungehedgte Tranche ZEP (WKN A2ALXA): TER 0,90 %
- Gehedgte Tranche AEH (WKN A0DPBA): TER 1,90 %
- Gesamtkosten der Absicherung: fast 3 % jährlich
→ Ein Wechsel lohnt sich nur, wenn der US-Dollar pro Jahr um 3 % oder mehr gegenüber dem Euro abwertet.
Chart:
Der Chartvergleich 1.2. – 30.4.2025 bei COMDIRECT lässt folgendes erkennen:
- in den letzten 3 Monaten verlor der US-Dollar bereits fast 10% im Vergleich mit dem Euro
- die währungsgesicherte Tranche IShares S&P 500 EUR Hedged UCITS ETF (A1C5E9, TER 0,20%) verlor in diesem Zeitraum „nur“ ca. 7% an Wert, was ungefähr der Entwicklung des S&P 500 Index entspricht
- die kostengünstigere, aber ungesicherte Tranche IShares Core S&P 500 UCITS ETF USD (A0YEDG, TER 0,07%) schnitt mit -15% wesentlich schlechter ab.
Weitere währungsgesicherte (eur-hedged) Tranchen von interessanten Fonds:
Carmignac Patrimoine | LU1299301001 | A2H9BA |
Flossbach von Storch Multiple Opportunities II | LU1038809392 | A1W17Z |
Nordea 1 Stable Return Fund | LU0433847243 | A0RPAC |
JPM Global Income Fund | LU0404221660 | A0RBXH |
Allianz Income and Growth | LU1807294953 | A2JQK3 |
WisdomTree Gl. Quality Dividend | IE0007M3MLF3 | A3D10A |
Janus Henderson Balanced | IE0009514989 | 933855 |
Ishares Min Vola | IE00BYXPXL17 | A2DN90 |
FAZIT:
Anleger sollten die Möglichkeit einer deutlichen Dollar-Schwäche ernst nehmen. Auch wenn ein so drastischer Einbruch wie in den späten 1980er-Jahren nicht sehr wahrscheinlich ist.
Aber gerade bei Fonds mit einem hohen US-Aktienanteil kann es sinnvoll sein, gezielt auf währungsgesicherte Tranchen zu setzen. Insbesondere dann, wenn die Abwertung des US-Dollar stärker ausfällt als die Kosten der Absicherung.