Allianz Oriental: ein Fondsmanager wie ein Westernheld

Stuart Winchester – der Name klingt wie der eines Hauptdarstellers in einem alten Hollywood-Film. Auch sonst gibt es einige Parallelen. Mit seiner risikobereiten Anlagestrategie erinnert er an die legendären Pioniere, die neue Wege beschritten und dabei oft hohe Risiken auf sich genommen haben. Der Allianz Oriental weist eine höhere Volatilität und größere Drawdowns als die meisten Konkurrenten auf. Langfristig war die Strategie jedoch bisher sehr erfolgreich, und die Performance ist weit überdurchschnittlich.

 

Der Chartvergleich:

Chart 5 Jahre Allianz Oriental mit Vergleichswerten

belegt das oben Gesagte: kurz nach dem Corona-Crash März 2020 ging Winchester voll ins Risiko und erzielte im weiteren Jahresverlauf enorme Gewinne. Aber auch die Kursrückgänge im schwachen Börsenjahr 2022 und im Mini-Crash Anfang August 2024 fielen wesentlich höher aus als bei den Vergleichswerten. Nervenstarke Anleger wurden aber anschließend auch wieder mit höheren Gewinnen belohnt.

 

Der Fondsmanager:

Stuart Winchester ist bereits seit Februar 1994 für die Allianz tätig. Er verfolgt einen flexiblen Ansatz, unconstrained und ohne Orientierung an Benchmarks. Zuletzt waren über 40% in japanischen Aktien investiert. Vor ungefähr einem Jahr waren es nur ca. 20%

Zitat (Übersetzung) aus dem Morningstar-Rating 11/22: „… halten seine Erfahrung mit japanischen Anlagen für eine wichtige Stärke …  selbstbewusster und zupackender Investor, der mit den Portfoliobeständen bestens vertraut ist … sein erwiesenes Investment-Know-how bei Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung trägt ebenfalls zur Attraktivität bei … Winchester sucht in erster Linie nach Unternehmen, die über langfristige Wachstumschancen, kompetente Managementteams, einen soliden Cashflow und starke Bilanzen verfügen. … Winchesters Vorliebe für unterbewertete Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung…

 

Die Strategie:

Die Bezeichnung „Oriental“ wurde in den 80iger Jahren gewählt und ist zu einem Marken-Kennzeichen geworden.  Investiert wird in diese Region aber nur unwesentlich. Zitat aus dem Factsheet: „… Der Fonds engagiert sich zu mindestens 50 % seines Vermögens in Aktien, wobei diese zu mindestens 80 % von Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum stammen müssen. Den verbleibenden Teil des Fondsvermögens kann er an den Anleihenmärkten investieren …“. Anmerkung: seit längerer Zeit wird von diesen zusätzlichen Freiheiten kein Gebrauch gemacht. Weder Anleihen, noch größere Positionen von Aktien außerhalb des asiatisch-pazifischen Raums fanden sich zuletzt im Fonds

 

Asset Allocation:

Lt. Factsheet 7/24 waren die größten Länderpositionen: Japan 43%, Taiwan 22%, Südkorea 11%, China 8%. Im Vergleich mit der Benchmark MSCI AC Asia Pacific Total Return Net (in EUR) waren Australien und China unterrepräsentiert. Aktienanteil insgesamt 98,5%, Rest Cash. Bei den Branchen dominierte IT mit 41% vor Industrie (30%) und Gesundheit (10%). Finanzwerte und Basiskonsumgüter waren zum Vergleichsindex untergewichtet. Aufgrund der hohen IT-Gewichtung ist die Korrelation mit technologielastigen Indizes und Fonds recht hoch.

 

Facts und Kennzahlen:

A0Q1GZ ist die AT Euro Tranche mit einer TER von 1,85% lt. Allianz Factsheet. Die USD P Tranche (A0Q1HW, TER 1,0%) ist über die FFB möglich. Allerdings muss man hier den Währungsaspekt beachten und evtl. einen ungünstigen Umrechnungskurs beim Kauf  akzeptieren. Für eine langfristige Anlage ist diese Tranche aber sicher die bessere Alternative.

Angaben aus dem Factsheet 7/24 bei Allianz: Fondsvolumen knapp 1,1 Mrd. Euro, Sharpe-Ration (5Y) 0,66, Treynor-Ratio (5Y) 9,99; Tracking-Error (5Y) 9,76; Volatilität (5Y) 18,52% (!)

Bei Onvista ist aktuell vermerkt: Perf. 5Y: 90%; 10Y: 190,9%; MDD 3Y: -36,0%, MDD 10Y: -39,8%

Weitere wichtige Kennzahlen lt. finanzen.net: Capture Ratio Up 95,6; Capture Ratio Down 103,8(!);  Batting Average 41,7%(!); Beta 1,08; R2 81,0%

 

(Qualitative) Ratings:

Die kostengünstigste Tranche erhielt zuletzt von Morningstar ein Silver Rating. Zitat aus dem Kommentar: „… Winchester … erhöhte Arbeitsbelastung durch die Übernahme der Leitung des Allianz Asian ex Japan Small Cap nach dem Ausscheiden der Co-Managerin Jasmine To im April 2022 sollte man im Auge behalten. Abgesehen davon ist er seit Januar 2020 Co-Manager der Small-Cap-Strategie, und wir sind zuversichtlich, dass er angesichts der Vorliebe von Winchester für kleinere Unternehmen eine große Synergie mit dieser Strategie hat. Das 23-köpfige unterstützende Analystenteam verzeichnete auch im vergangenen Jahr bis August 2022 eine gewisse Fluktuation. Erfreulicherweise wurden alle Abgänge ersetzt und das Team hat seine China-Ressourcen durch drei Neuzugänge verstärkt…“

Scope vergibt die Note „B“. Wobei leider die hohe TER der AT EUR Tranche die Bewertung drückt. Im Detail: Rendite 100 (von 100 möglichen Punkten), Risiko 19 (von 100), Kosten 35 (von 100). Auch hier liegt die durchschnittliche Rendite deutlich über der Peergroup. Ebenso aber auch die Vola und die MaxDrawDowns.

 

Dachfonds:

Der Oriental wurde schon als Bestandsteil mehrerer Dachfonds gesichtet. Erstaunlicherweise auch in eher defensiven Produkten, wie z. B. dem Argentum Stabilitäts Portfolio

 

Artikel in der Fachpresse:

Fundselector Asia im Dez. 2021 mit einem sehr ausführlichen Vergleich des Oriental mit dem JPM Asia Pacific, einem anderen Top-Fonds aus dieser Region

 

Fazit:

Anleger, die über ein starkes Nervenkostüm und einen sehr langen Anlagehorizont verfügen, dürften gute Chancen haben, mit diesem Fonds eine starke Performance erzielen. Heftige Kurseinbrüche (aktueller MDD 3 Jahre -36,0%) müssen dabei einkalkuliert werden. Trader und kurzfristige Anleger werden hingegen mit dem Oriental kaum glücklich werden. Charttechnische Kriterien wie der GD200 u. a. dürften auch wenig hilfreich sein. So betrug Anfang August der Verlust innerhalb zweier Börsen-Tage ca. -15%

 

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